„Ich rocke.“ Frei nach den Sportfreunden Stiller dürft ihr
rockige Riffs jetzt auch auf dem DS spielen. Dank eines speziell
entwickelten Aufsatzes wird der kleine Handheld zur virtuellen Gitarre.
Wie gut liegt das Teil in der Hand und kann die Songauswahl überzeugen? „Yeah,
Baby!" entfährt es mir. Die Menge jubelt mir zu. Gerade habe ich die
Karriere von 'Guitar Hero On Tour' bewältigt und werde frenetisch von
den Mitreisenden in der U-Bahn gefeiert. BHs fliegen durch die Gegend
und die Security kann die kreischenden Groupies nur mit Mühe
zurückdrängen. Rockstar zu sein, ist kein Honigschlecken. Immer auf
Zack sein, Höchstleistungen bringen und den Leuten einheizen. Wenn, ja,
wenn dieser Tagtraum nicht so schnell wieder zu Ende wäre. Ein
freundliches Muttchen schaut mich mitleidig an und schüttelt den Kopf.
Ein paar Halbstarke amüsieren sich köstlich, denn 'Monsoon' von Tokio
Hotel ist dann wohl doch nicht der richtige Einstieg für die
U-Bahn-Rockkarriere gewesen.
Ausgeträumt, back to realityZurück in der Gegenwart. Mit 'Guitar Hero On Tour' vergeht die Zeit
in der U-Bahn in der Tat sehr schnell. Allerdings sind Kopfhörer sehr
zu empfehlen. Zum einen bekommt man die Songs im Umgebungslärm dann
erst richtig mit, weil der DS nicht gegen das Poltern anstinken kann,
und außerdem bleiben alle anderen Fahrgäste ungestört. Dennoch: Eine
halbe Stunde mussten wir uns das Vergnügen in den öffentlichen
Verkehrsmitteln geben und ernteten unterschiedliche Reaktionen. Kleine
Kinder waren total entzückt ob des neuen Spielzeugs. Interessierte
erkundigten sich, der Großteil strafte unsere Vorstellung jedoch mit
gespielter Gleichgültigkeit.
Im Aufsatz mit den vier farbigen Tasten ist ein Plektrum versteckt,
mit dem ihr auf dem Touchpad die Noten an der Gitarre anschlagt. Die
Erkennung ist nicht immer akkurat, aber mit ein bisschen Übung konnten
wir auch schwere Soli problemlos spielen. Der Tremolo-Hebel wird
ebenfalls über das Touchpad gesteuert. Wer ausreichend Starpower
sammelt, kann diese durch einen Schrei ins Mikrofon aktivieren, oder
U-Bahn-tauglich über den Bildschirm. Insgesamt ist die Steuerung
einfach und schnell erlernt.
Aua, das tut wehLänger als eine halbe Stunde konnten wir leider nicht mit dem
Aufsatz spielen, weil die Ergonomie nicht perfekt gelungen ist.
Ausnahmslos alle, die das Spiel im Büro ausprobierten, klagten nach ein
paar Liedern über schmerzende Handrücken oder Unterarme. Das Problem
liegt ganz einfach darin, dass die vier farbigen Tasten nebeneinander
angeordnet sind, die Finger einer Hand aber unterschiedlich lang sind.
So kommt es, dass Mittel- und Ringfinger angewinkelt werden müssen,
will man alle Tasten gut erreichen. Diese unnatürliche Haltung strengt
auf Dauer sehr an. Eine wirklich komfortable Haltung des Nintendo DS
mit dem 'Guitar Hero'-Aufsatz haben wir leider nie gefunden.
Warum man dennoch immer wieder zu dem Spiel greift? Weil vor allem
der Mehrspielermodus Spaß macht und die Songauswahl zum Großteil
stimmig ist, auch wenn es nur 25 Lieder gibt. Von ZZ Top über
Gitarrenvirtuose Santana bis hin zu No Doubt und Europe ist für jeden
Geschmack und Schwierigkeitsgrad etwas dabei. Auf fünf Bühnen wird
gerockt und was da on stage abgeht, muss sich nicht hinter den großen
Konsolenbrüdern verstecken. Die Auswahl der Charaktere, Gitarren und
Outfits ist beschränkt, geht aber noch in Ordnung.
Auf zum Duell der Gitarren!Neben der Karriere für die Einzelspieler könnt ihr mit einer
weiteren Person zusammen rocken, gegeneinander antreten oder eine
Gitarrenschlacht ausfechten. Letzteres ist besonders gut gelungen. Wie
in einem Duell kommt es nicht nur darauf an, möglichst alle Töne zu
treffen, sondern anstatt Starpower sammelt ihr fiese Angriffe. In Brand
gesteckte Gitarren müssen wieder ausgepustet, auf die Gitarre geworfene
T-Shirts zerfetzt und gerissene Saiten wieder neu angebracht werden.
Ihr könnt aber auch die Laufgeschwindigkeit des Gegners erhöhen, seine
beiden Bildschirme austauschen oder einzelne Töne in Bomben verwandeln.
Schadenfreude ist bekanntlich die beste Freude, und die kommt bei der
Gitarrenschlacht ohne Ende auf.
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